Das graphische Werk
'HOMER - der göttliche Sänger'
Der Graphiker / Radierer Ernst Marow In den Jahren 2000 - 2014 entstanden Ernst Marows '107 Radierungen zur Odyssee - FÜR ODYSSEUS'
Die Irrfahrten des Odysseus - das spannungsreiche Vereintsein von Sturm und Flaute, Schiffbruch und glücklicher Heimkehr in der Ungebärdigkeit und Stille der Gezeiten des Lebens - von jeher bewegte dieses Thema
die Künstler.
Die 'Odyssee' begleitete Ernst Marow mehr als 50 Jahre.
Mit dem Reclam-Band wanderte er 1954 als junger Student durch Griechenland, war in Athen, auf Rhodos, auf Mykonos und Delos, in Delphi.
Sah die leuchtenden Mosaiken, einsamen Säulen und archaischen Plastiken der frühen Griechen; atmete den Geist der Antike und des Mittelmeers . . .
Ernst Marow sah in sich selbst und in seinem Leben Parallelen zum Schicksal und Lebensweg des Odysseus mit seinen bedeutungserfüllten Augenblicken im Angesicht des machtvollen Meeres, das - nach Marcel Proust - den Zauber aller Dinge hat.
Segel und Schiffsplanken sind die Metaphern für das Abenteuer "Lebensreise", in der dem Menschen auf seinem Weg nach Ithaka - auch wenn dieser lang und reich an Erlebnissen und Erkenntnissen oder auch Irrtümern ist -
oft nur in Momenten ein Bewußtsein darüber gegeben wird, was ihn wirklich emporhebt aus Zeit und Raum des Daseins, ihn aber mit dem selben Atemzug in die dunkle, unauslotbare Tiefe der menschlichen Existenz zurückverweist.
'Das Leben ist ein permanenter Schiffbruch; wichtig ist, daß man nicht ertrinkt' - wie es Josè Ortega y Gasset benannte.
Odysseus - der edle Dulder - der stets Ithaka und dorthin zurückzukehren mit der 'Standhaftigkeit des Weisen' in seinen Gedanken bewahrt, der das zornige Schicksal nicht fürchtet und es durch die Kraft, die er in seiner Seele und in seinem Geist trägt, zu beherrschen vermag;
reich an Erfahrung, die er auf seiner Reise in unbekannte Häfen erwarb.
Odysseus - ein heutiger Mensch.
'. . . Doch uns ist gegeben,
auf keiner Stätte zu ruhn,
es schwinden, es fallen
die leidenden Menschen
blindlings von einer
Stunde zur andern,
wie Wasser von Klippe
zu Klippe geworfen,
Jahr lang ins Ungewisse hinab . . .'
- Wie es Hölderlin in 'Hyperions Schicksalslied' versinnbildlichte.
Ein Selbstbildnis Marows stellt deshalb den 'Odysseus 2000' dar.
14 Jahre arbeitete Marow an 107 Radierungen, deren Anfang das Bildnis des Homer als erstes Werk dieses Zyklus darstellt.
Der Radier-Suite liegt zwar die homerische Erzählung zugrunde, doch wird mit den graphischen Blättern kein fortlaufendes Geschehen illustriert;
alle Radierungen sind auch als Einzelwerk verständlich und somit
frei kombinierbar.
Marow wandte hier ausschließlich die Technik der Kaltnadel-Radierung an (unverstählt - dies bedeutet, daß aufgrund der Druckplatten-Abnutzung Abzüge somit nur in begrenzter Anzahl möglich sind), bisweilen unterstützt durch einen leichten Plattenton; d.h. die Metallplatte wird nicht mit Ätzsäure behandelt, sondern mit der spitzen Schneidenadel werden unzählige Striche, Linien (lat. radere) gekratzt.
Hierdurch erreichte der Künstler markante, gratige Kontraste,
scharfe Abgrenzungen sowie eine große Kraft in der Aussage -
so wie es dem Odysseus-Bild Ernst Marows entspricht:
ein sehr menschlicher Charakter
mit großer formender und gestalterischer Kraft sowie unendlicher Geduld, risikobedachtem Mut und Selbstbeherrschung -
ein schöpferischer Mensch . . .
Marow stellte ihn dar, in tiefe Gedanken versunken, den Blick nach innen gerichtet.
Doch der Flug der Kraniche symbolisiert die Freiheit der Gedanken, die die Ferne überwinden.
'Der Künstler unterwarf seinen zeichnerischen Duktus der jeweiligen Persönlichkeit der Figur: dunkel und schwer ist die Charakterisierung des Poseidon, bedrohlich in seiner barbarischen Gewalt . . .
Dagegen leicht und licht, nur aus der Umrisslinie formuliert,
die Göttin Athene - eine Gestalt, die von innen heraus zu leuchten scheint -
eine Lichtgestalt.'
Marow zeigte mit konsequentem Realismus die Tiefe menschlicher Beziehungen, Stimmungen und innerer Zuständlichkeiten, die über das Abbildhafte hinausweisen und dadurch zum Sinnbild werden . . .
Die Radierungen in wechselnden Formaten wurden vom Künstler selbst
in einer Auflage von 7 Exemplaren auf Bütten (55 x 40 cm) gedruckt.
Alle Blätter sind handsigniert.
Im August 2014 nahm das ALBERTINA Museum Wien ein Exemplar der Radier-Suite "FÜR ODYSSEUS - 107 Radierungen zur Odyssee" in die graphische Sammlung auf.
Sabine Schulz
weiterführender Link zur ALBERTINA, Wien:
________________________
'. . . Eos - die Morgenröte . . . '
'. . . Da erwachte die dämmernde Frühe . . .'
Radierung in Kaltnadeltechnik, 2009
Motivgröße ca. 43 x 30 cm
auf Bütten (Blattgröße ca. 55 x 40 cm)
aus der Suite 'FÜR ODYSSEUS' - 107 Radierungen zur Odyssee Auflage 7 Exemplare, signiert, datiert und betitelt
Künstlerhanddruck
Die Aufnahmen zeigen eine Auswahl der Radierungen zur Odyssee
im Rahmen der Retrospektive
"Magie der Wirklichkeit"
auf Schloss Cappenberg zu Selm im Jahr 2015
. . . Kirke . . .
'. . . Kirke . . .'
Radierung in Kaltnadeltechnik, 2013
- handcoloriert Aquarell -
Motivgröße ca. 43 x 30 cm
auf Bütten (Blattgröße ca. 55 x 40 cm)
aus der Suite 'FÜR ODYSSEUS' - 107 Radierungen zur Odyssee Einzelblatt, signiert, datiert und betitelt
Künstlerhanddruck
__________________________________________________________________
. . . Odysseus und Argos . . .
'. . . Da erhob Argos auf dem Lager sein Haupt . . .'
Radierung in Kaltnadeltechnik, 2007
Motivgröße ca. 43 x 30 cm
auf Bütten (Blattgröße ca. 55 x 40 cm)
aus der Suite 'FÜR ODYSSEUS' - 107 Radierungen zur Odyssee Auflage 7 Exemplare, signiert, datiert und betitelt
Künstlerhanddruck
. . . Odysseus und Eurykleia . . .
'Eurykleia ergriff Freude und Schmerz: Wahrhaftig! Du bist Odysseus!'
Radierung in Kaltnadeltechnik, 2007
Motivgröße ca. 43 x 30 cm
auf Bütten (Blattgröße ca. 55 x 40 cm)
aus der Suite 'FÜR ODYSSEUS' - 107 Radierungen zur Odyssee Auflage 7 Exemplare, signiert, datiert und betitelt
Künstlerhanddruck